Herkömmlichen Datenbanken dienen Typen männlicher Lebensverläufe
als Voraussetzung, eine feministische Sicht hingegen fordert
die kritische Auseinandersetzung mit diesen scheinbar allgemeingültigen Kategorien.

Leitend für die Entwicklung des „biografiA“-Kategorienschemas waren die theoretischen Überlegungen einer feministisch orientierten
Biografieforschung sowie die Frage wodurch sich eine frauenbiografische
Datenbank von einer herkömmlichen unterscheiden sollte und
wie sich die in der Gesellschaft offenkundigen Unterschiede von Männer- und Frauenleben erfassen lassen.

Nachfolgend werden einige Bereiche genannt, in welchen eine geschlechterdifferente Sichtweise zur
Interpretation des jeweiligen Feldes als besonders notwendig erachtet wurde:

Namensformen

Im Unterschied zur Erfassung einer männlichen „Normalbiografie“ ist bei einer frauenbiografischen Dokumentation besonderes Augenmerk auf eine adäquate Erfassung möglicher Namensänderungen zu richten (=uneingeschränkte Eingabe von Namen als Suchbegriffe).

Beziehungen

Der Beziehungsdimension von Frauen wurde eine zentrale Kategorie beigemessen. Damit soll der Eingebundenheit in gesellschaftliche Beziehungen – aber auch Abhängigkeitsstrukturen – breiterer Raum gegeben werden (=eigene Datenbankebene „Beziehungen“).

Wirkungsbereich

Die Kategorie „Wirkungsbereich“ soll vor allem die Berücksichtigung der informellen Bezüge / Kreise ermöglichen, in denen sich aktive Frauen befanden. Es wurde davon ausgegangen, dass Tätigkeiten in Frauenvereinen, soziales Engagement und Widerstand selten über Daten und Fakten des offiziellen Lebens (Ehrungen, Titel etc.) erschließbar sind (= eigene Datenbankebene „Wirkung“).

Einordnung / Beschlagwortung

Eine weitere Zuordnung und Erschließung frauenspezifischer / feministischer Kontexte bietet die Beschlagwortung in den Feldern „Einordung-sachlich“ und „thesaurA“.

thesaurA – Österreichischer Frauenthesaurus“ hat ihren Ursprung im Diskurs über die Defizite der herkömmlichen Schlagwortkataloge hinsichtlich frauenspezifischer Thematik und bietet ein Vokabular, welches Frauen in der Beschlagwortung sichtbar macht (= feministische Beschlagwortung).

Namensformen

Der narrative Teil soll die Möglichkeit eröffnen, einen kritischen „Kommentar“ zur überlieferten Biografie zu verfassen und vorliegende Forschungsergebnisse zu diskutieren.
Es wird dabei davon ausgegangen, dass die Berücksichtigung einer historischen Kategorie „Geschlecht“ zu einer anderen Lesart der traditionellen Quellen führt und Differenzierungen in der Geschichtsbetrachtung zur Folge hat (= Quellenkritik).

Berufsgruppen und Tätigkeitsbereiche

Die Strukturierung des Lebensverlaufes durch Ausbildung und Erwerbstätigkeit ist für Frauen ein „modernes“ Phänomen. Nach wie vor ist die weibliche Berufsbiografie – neben geschlechtsbezogenen Beschränkungen und Verhinderungen – geprägt von familienbezogenen Veränderungen. D. h., Lebensverläufe von Frauen sind im Normalfall durch Ehe, Familie und Erwerbsarbeit geprägt, eine ungebrochene Berufsbiografie gehört selbst in der Gruppe der Bildungsprivilegierten zu den Ausnahmen (= Berufs- und Tätigkeitsbereiche erschließbar über (1) normierte Auswahlliste, (2) Kombinationsfelder und (3) Textfelder mit differenzierter Mehrfachnennung, unter Berücksichtigung der Bereiche Familie und Reproduktion).

Interesse geweckt?

Hier gehts zur Datenbank: